Meine Gedanken zur Bildung als Vater, Berufsmann und Lehrer
Seit Jahren beschäftige ich mich mit Fragen zur Bildung. Als Vater, Berufsmann und Berufsschullehrer zeigt sich mir die Bildungslandschaft von verschiedenen Seiten.
Einer unserer zwei Söhne ist noch schulpflichtig. Der zweite Sohn besucht die Berufsfachschule und ich bin mit dem Schulwesen vertraut. Über die Schule hat sich die letzten Jahre eine wahre Reformkaskade ergossen. Wenige dieser Reformen wurden oder werden auf ihre Wirksamkeit hin überprüft. Beispielsweise sehe ich den Gewinn der altersdurchmischten Klassen eher bei der Lehrperson als bei den Schülerinnen und Schülern. Auch das fast grenzenlos integrative Schulmodell erlebe ich als keineswegs so erfolgreich, wie es uns verschiedene Schulleitungen weiss machen wollen. Eine beliebige Schule läuft Gefahr, belanglos zu werden.
Für eine starke Schule, welche unsere Kinder zur Bildung befähigt
Vielen der mir bekannten Ausbildungsbetriebe fällt es schwer, ihre Ausbildungsplätze adäquat zu besetzen. Die schwierig einzuordnende Aussage des niveaunivellierten Schulzeugnisses wird oftmals mit betriebs- oder brancheneigenen Tests ergänzt. Die Einführung der Niveaufächer hat nicht nur viele Eltern, sondern auch viele Ausbildner verunsichert. Die Berufsbildung hat, trotz der Möglichkeit der Berufsmatura, deutlich an Wert verloren, wie dies die hohen Übertrittszahlen in die Gymnasiale Stufe belegen.
«Über die Schule hat sich die letzten Jahre eine wahre Reformkaskade ergossen»
Für eine starke Berufsbildung, welche unseren Kindern Perspektiven eröffnet
Ich unterrichte seit Jahrzehnten an der Berufsfachschule. Dabei stelle ich fest, dass sich der Übertritt in die Berufswelt für einen grösser werdenden Anteil der Jugendlichen als schwierig oder fast unmöglich erweist. Nicht alle Schulabgänger sind sich gewohnt, Leistungen zu erbringen. Auch dass eine Handlung oder Nichthandlung Konsequenzen nach sich ziehen kann, ist für viele neu. Die Berufsfachschulen müssen immer mehr in die Aufarbeitung grundsätzlicher Lerninhalte investieren.
Für eine lebensnahe Bildung, welche unseren Kindern ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht
Als Gärtnermeister vergleiche ich die Schule gerne mit einem Garten. Mir scheint aber derzeit, dass viel fruchtbare Erde von Reformen zugeschüttet ist, für deren Einführung kaum ein gerechtfertigter Anlass bestand. Der Errichtung von Bildungselfenbeintürmen wird oftmals mehr Beachtung geschenkt als der Kultivierung des goldenen Bodens. Die vielfältigsten und prachtvollsten Gärten, welche ich kenne, sind immer das Ergebnis leidenschaftlicher Gärtnerinnen und Gärtner, nie das Resultat eines Heeres von Fachtheoretikern.
Ich stehe ein für eine vielfältige und blumige Bildungslandschaft.
Alfred von Ah, Sarnen